Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung -  46. Jahrgang (2004) - Jahresinhaltsverzeichnis

 

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Heft 4, 46. Jahrgang 2004 - Inhaltsverzeichnis

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Jahresinhaltsverzeichnis 2004     170

 

 

 

Heft 3, 46. Jahrgang 2004 - Inhaltsverzeichnis

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Artikel

Schmidt diskutiert in seinem Beitrag die Zusammensetzung der Schlesier im Berliner Revolutionsparlament, geht dabei auf ihren Werdegang, ihre Wahl, und vor allem auf ihren Beitrag zum Berliner Revolutionsparlament ein. Ein weiterer wichtiger Punkt ist ihre Rolle in den parlamentarischen Kämpfen um die gesetzliche Fixierung der Errungenschaften aus der Märzrevolution in einer Verfassung, die eine politische und soziale Neugestaltung der Gesellschaft bedeutete. So erwarteten die Wähler eine Abschaffung des Feudalismus, die Schaffung einer freien demokratischen Gesellschaft und besonders die ländliche Bevölkerung eine Umgestaltung der Agrarverhältnisse. Dementsprechend wählten sie ihre Vertreter für das Revolutionsparlament. Die linksdominierte schlesische Landsmannschaft war einer der Hauptinitiatoren und -verfechter demokratischer Anträge und Entscheidungen, wie Schmidt im Anschluß anhand von entscheidenden Beschlüssen belegt. Des weiteren geht er auf die Rolle der Schlesier beim Widerstand gegen den reaktionären Staat sowie auf den Beschluß der Versammlung zum landesweiten Steuerboykott als Kampfmittel ein. Sein Beitrag endet mit einer Beschreibung der gerichtlichen Verfolgung der Demokraten, nachdem die Krone die Konstituante im Dezember 1848 aufgelöst hatte. Mit dem Beitrag würdigt er die Verdienste der Mehrheit der schlesischen Parlamentarier bei ihrem Versuch, in Deutschland eine Demokratie zu installieren.

Schmidt in his article discusses the composition of Silesians in the Berlin revolutionary parliament and addresses their personal background, their election and particularly their contribution to the Berlin revolutionary parliament. A further important point is their role in parliamentary fights for the establishment of achievements from the March revolution in a constitution which meant a political and social re-organization of society. Thus the voters expected the abolishing of feudalism, the creation of a democratic society and especially the rural population expected a re-arrangement of agricultural conditions. As a result they elected their representatives for the revolutionary parliament. The left-dominated Silesian group was one of the main initiators and defenders of democratic motions and decisions as Schmidt proves by decisive resolutions. Furthermore he addresses the role of the Silesians in the resistance against the reactionary state as well as the resolution of the assembly for the country-wide tax boycott as an action. His article ends with a description of the legal prosecution of democrats after the crown had dissolved the constituency in December 1848. With his article he honors the achievements of the majority of the Silesian parliamentarians in their attempt to install a democracy in Germany.

Schmidt listet die Abgeordneten und ihre Stellvertreter für die jeweiligen Wahlkreise einschließlich ihrer Berufe auf.

Schmidt provides a list of the delegates and their deputies for the corresponding constituencies including their professions.

Schmidt liefert einen ausführlichen Katalog der Lebensläufe der schlesischen Abgeordneten und ihrer Stellvertreter und Nachfolger einschließlich ihrer Schulbildung, ihres Studiums, ihres/ihrer Berufe(s), ihrer politischen Einstellung und gerichtlichen Verfolgung für die Verbreitung der Steuerverweigerung in ihrem Wahlkreis und ggf. für Mitgliedschaft in der Burschenschaft. 

Schmidt provides an extensive catalogue of the personal background of the Silesian delegates and their deputies and successors including their education, their academic career, their profession(s), their political views and legal prosecution for the spreading of the tax refusal in their constituency and in some cases for the membership in the fraternity.

Stader diskutiert in seinem Beitrag die Geschichte der sächsischen, sozialdemokratischen Wahlzeitung „Landtagswähler“, die vom 30.7. bis 29.10.1887 in 14 Nummern als Wochenblatt in Leipzig erschien. Er geht dabei auch auf Inhalt, Charakter, Erhältlichkeit und die Wahlerfolge bei den Landtagswahlen ein, die trotz des Sozialistengesetzes durch die geheime Verbreitung der Zeitschrift errungen wurden. Des weiteren beschreibt er den Beitrag von wichtigen Personen für die Zeitschrift wie Seebach, Heinisch und besonders Liebknecht. Die Zeitschrift erreichte ihr Hauptziel, die Wiederwahl Bebels und Vermeidung eines Verbots. Ab November 1887 wurde eine längerfristige Zeitschrift, der „Wähler“ eingeführt, das erste Leipziger sozialdemokratische Lokalblatt unter dem Sozialistengesetz, das nicht nach kurzer Zeit verboten oder eingestellt wurde. Erst nach 7 Jahren, im Oktober 1894, wurde er von der Leipziger Volkszeitung abgelöst, eine weitergehende Anpassung der Parteizeitung an den Typ der modernen Tageszeitung. Stader geht auf die Anfangsphase dieser Zeitung bis zum Frühjahr 1888 ein, in der Seebach noch mit der Zeitung verbunden war. Dann diskutiert er, warum „Landtagswähler“ und „Wähler“ im Unterschied zu ihren Vorgängern nicht verboten wurden, geht aber auf Verbotsversuche und Bekämpfung der Zeitschrift durch den Polizeidirektor durch Haussuchungen und Anklagen der Mitarbeiter ein. Stader diskutiert den Leserkreis, die Leserzahl und Abonnementen des „Wählers“ sowie die zeitliche Entwicklung der Auflage. Abschließend beschreibt er Seebach’s Tätigkeit als provisorischen Vorsitzenden der proletarischen Naturheilbewegung in Leipzig, ein Verein, der von den Behörden als sozialdemokratischer Verein wahrgenommen und dementsprechend bekämpft wurde. Die Gründung des Stötteritzer Naturheilvereins durch Seebach bildete den Auftakt einer sozialdemokratisch dominierten organisierten Naturheilbewegung in Leipzig und Umgebung. 

Stader in his article discusses the history of the Saxon, social democratic election magazine „Landtagswaehler“, which appeared in 14 numbers from July 30 to October 29, 1887 as a weekly paper in Leipzig. He addresses content, character, availability and election successes which were achieved in the state elections by the secret distribution of the magazine despite the socialist prohibition laws. Moreover he describes the contribution of important persons to the magazine like Seebach, Heinisch and particularly Liebknecht.
The magazine reached its main aim, the re-election of Bebel and the prevention of a prohibition. From November 1887 a more longtime magazine, the „Waehler“ was introduced, the first social democratic local magazine in Leipzig under the socialist prohibition law which was not prohibited or stopped after a short time. Just after 7 years, in October 1894, it was replaced by the „Leipziger Volkszeitung“, a further adaptation of the party paper to the type of a modern newspaper. Stader looks at the starting phase of this paper until spring 1888 in which Seebach was still connected to it. Then he discusses why „Landtagswaehler“ and „Waehler“ in contrast to their predecessors were not prohibited but he also addresses attempts of the police director at prohibiting and fighting the magazine by house searches and charges of employees. Stader discusses the readership, the number of readers and subscriptions of the „Waehler“ as well as the temporary development of the circulation. Finally he describes Seebach’s activity as the provisional chairman of the proletarian naturopathy movement in Leipzig, an association which was regarded social democratic by the authorities and was fought correspondingly. The founding of the naturopathy association of Stoetteritz by Seebach was the beginning of a social democratically dominated naturopathy movement in Leipzig and its surroundings.

Busch arbeitet die Rezeption von Nietzsche in der DDR auf, er argumentiert, dass Nietzsche in der DDR nicht nur totgeschwiegen wurde, sondern auch ‚phänomenalisiert’ wurde. Während er im Westen geschätzt und für den kalten Krieg instrumentalisiert wurde, galt er in der DDR als ideologisches Feindbild. Er beurteilt die zeitlich geprägte Rezeption Nietzsches in Philosophie und Geistesgeschichte der DDR. Des weiteren diskutiert er bisher erschienene Beiträge über die Nietzsche-Rezeption in der DDR. Anschließend geht er ausführlich auf die einzelnen Phasen der Rezeptionsgeschichte ein. Die Nietzsche-Rezeption in der DDR war gespalten, von der Regierung als Wegbereiter der Nazis angesehen und daher aus Philosophie-Lehrbüchern verbannt, war er privat, in Antiquariaten und in Bibliotheken erhältlich, sein Erbe konnte von Nietzsche-Anhängern wie Johannes R. Becher bewahrt werden und die Veröffentlichung einer ersten wissenschaftlichem, ideologiefreien Gesamtedition seiner Werke wurde von der SED geduldet. Einerseits wurde er abgelehnt, in Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte beschäftigte man sich jedoch intensiv mit ihm. Seit den 70er Jahren erfolgte seine Rezeption differenzierter und weniger politisch. In den 80ern schließlich hatte sich das Nietzsche-Bild soweit gewandelt, dass wieder Bücher von ihm erscheinen konnten und die Auseinandersetzung um ihn öffentlich geführt werden konnte. Ende der 80er fand eine Wende in der Nietzsche-Rezeption statt und der Weg war frei für eine differenzierte Wahrnehmung und eine Unterscheidung zwischen Werk und Wirkungsgeschichte, die aber auch den ideologischen Dissens zwischen den Generationen und den einzelnen Forschern offenbarte. 

Busch consolidates the reception of Nietzsche in the GDR, he argues that Nietzsche was not only hushed up in the GDR, he was also ‘phenomenalized’. While he was appreciated in the West and was instrumentalized for the cold war, he was perceived as the ideological enemy image in the GDR.
He evaluates the chronological reception of Nietzsche in philosophy and history of thought in the GDR. Furthermore he discusses the so far available articles about Nietzsche reception in the GDR. Afterwards he addresses the single phases of reception history extensively. The Nietzsche reception in the GDR was divided, by the government he was perceived as a pioneer of the nazis and thus was banned from philosophy books but privately he was available in antiquarian  bookshops and libraries, his heritage could be saved by Nietzsche followers like Johannes R. Becher and the publication of a first scientific, ideology-free complete edition of his works was tolerated by the SED. On the one hand, he was rejected but in literary science and art history he was an intensive object of study. Since the 70ies his reception became more differentiated and less political. In the 80ies the Nietzsche image had finally changed so far that books by him could be published again and discourses could be led in public. At the end of the 80ies a change in the Nietzsche reception took place and the way was paved for a differentiated perception and a distinction between his work and his effect in history. Thus the ideological dispute between the generations and the single researchers also became evident.

Personalia

Anläßlich des Todes des Geschichtswissenschafters Rolf Weber, der sich mit Arbeiten zur Geschichte der deutschen Demokratie im 19. Jahrhundert verdient gemacht hat, beschreiben die Autoren seinen Werdegang und seine Errungenschaften. So war Weber’s Dissertation über kleinbürgerliche Demokratie in der deutschen Einigungsbewegung 1863 – 1866 ein Beitrag zur deutschen Demokratieforschung im 19. Jahrhundert. Seine Habilschrift „Die Revolution in Sachsen. Entwicklung und Analyse ihrer Triebkräfte“ zeichnete ihn als bester Kenner in der Epoche der bürgerlichen Umwälzungen in der deutschen Historiographie aus. Sie führen weitere Veröffentlichungen von Weber an und heben ihre Besonderheiten heraus.

On the occasion of the death of the historian Rolf Weber who with his works concerning the history of German democracy in the 19th century rendered a great service, the authors sum up his professional life and his accomplishments. For instance Weber’s dissertation about bourgeois democracy in the German unification movement from 1863 – 1866 was a contribution to German democracy research in the 19th century. His postdoctoral thesis “The revolution in Saxony. Development and analysis of its driving forces“ proved him to be one of the best experts on the epoch of the social changes in German historiography. They list further publications by Weber and emphasize their particular accomplishments.

Rezensionen

 

 

Heft 2, 46. Jahrgang 2004 - Inhaltsverzeichnis 

Artikel

A. Braun diskutiert in ihrem Beitrag einzelne Punkte der industriellen Revolution und geht darauf ein, wie Landes diese im Gegensatz zu anderen Wissenschaftlern behandelt. Bei Landes steht die Produktion im Mittelpunkt, die industrielle Revolution definiert sich vor allem durch eine stetig gesteigerte Produktivität und durch Wirtschaftswachstum.
A. Braun beginnt mit einer Analyse der Wendepunkte in der ganzheitlichen Reproduktion des Lebens, d.h. sie zeigt aktuelle Konflikte der industriellen Revolution im Leben sowie Ansätze zu deren Lösung auf. Ihr 2. Punkt ist die industrielle Revolution als Element gesellschaftlicher Umwälzungen, wobei sie kritisiert, daß Landes’ an sich komplexer und vielschichtiger Prozeß lückenhaft und seine Bezugspunkte in sich oft inkonsistent sind. An 3. Stelle stellt Braun die Frage, ob “Kultur” die Unterschiede in den Chancen für eine industrielle Revolution erklären kann. Landes trennt Kultur in entwickelte und kaum entwickelte Kultur und leitet daraus erfolgreiche und gescheiterte industrielle Revolutionen her, kulturelle Entwicklung ist auf die profitorientierte Steigerung der Produktivität beschränkt. Braun kritisiert die verzerrte Sichtweise dieser Interpretation auf Kulturen wie Ägypten oder China. Ihr 4. Diskussionspunkt ist „Kultur” im Spiegel einer ganzheitlichen Reproduktion des Lebens, da Landes in diesem Sinne Kultur als Tätigkeiten und Entwicklungen sieht, die sich primär auf die unmittelbare Reproduktion des Lebens richten. Braun diskutiert Landes’ Definition des Erfolgs einer industriellen Revolution, danach, ob das Kapital Gratisdienste leistet oder nicht, regt weitere Analysefragen an und führt Beispiele auf, die ihre kritische Haltung bestätigen. Als 5. Diskussionspunkt steht Braun’s These, dass die industrielle Revolution die unmittelbare Reproduktion des Lebens verändert und vice versa, was Landes nur indirekt behandelt. Als Beispiel führt sie die Entwicklung der Frauenarbeit und -rechte und ihre Erwähnung bei Landes an. Eine spezifische Entwicklung, auf die sie unter 6. näher eingeht, ist dabei die “Hausfrauisierung” als Begleiterscheinung der industriellen Revolution, wobei sie sich auf Mies’ Vorarbeit bei der Definition der „Hausfrauisierung“ als eigener sozialer Kategorie stützt. Dabei geht sie besonders auf die Änderung der Familienverhältnisse durch Frauenarbeit, dadurch aber auch Frauenemanzipierung und die Durchsetzung von Frauenrechten, ein. An 7. Stelle diskutiert sie, in welchen Weltreligionen „Hausfrauisierung“ nicht erfolgte und warum. Dabei geht sie auch auf aktuelle Entwicklungen, wie fragmentarisierte „Hausfrauisierung“ und Übernahme dieser Entwicklung als Teil des westlichen Lebensstils ein.

Braun in her article discusses single point of the industrial revolution and addresses Landes treatment of them in contrast to other scientists. For Landes production is at the center, the industrial revolution is mainly defined by a constantly increasing productivity and economic growth. 
Braun starts with an analysis of the turning points in the profound reproduction of life, i.e. she shows present conflicts of industrial revolution in life as well as approaches to their solution. Her second point is the industrial revolution as an element of social changes whereby she criticizes that Landes’ complex and multi-layered process is fragmentary and their reference points are often inconsistent. Third, Braun asks if “culture” can explain the differences in the chances for an industrial revolution. Landes divides culture in developed and scarcely developed culture and thus concludes successful and failed industrial revolutions, cultural development is restricted to profit oriented increase of productivity. Braun criticizes the distorted view this interpretation provides on Egypt or China. Her fourth point of discussion is culture in the mirror of a profound reproduction of life since Landes sees culture in this sense as activities and developments which are primarily aimed at the direct reproduction of life. Braun discusses Landes’ definition of the success of an industrial revolution according to gratis services of capital, suggests further questions for analysis and introduces examples which prove her critical view. As her 5th point of discussion stands Braun’s thesis that the industrial revolution changes the direct reproduction of life and vice versa, what Landes treats only indirectly. As an example she introduces the development of women’s work, rights and their mention by Landes. A specific development she discusses under 6 is the “house-wifezation” as an by-product of industrial revolution whereby she uses Mies’ work for her definition of “house-wifezation” as an own social category. Thereby she particularly addresses the change of family conditions by women’s work but thus also women’s emancipation and the assertion of women’s rights. At last she discusses in which world religions “house-wifezation” didn’t happen and why. She also address actual developments like fragmented “house-wifezation” and the acceptance of this development as part of a Western lifestyle.

In ihrem Artikel gehen die Höppners darauf ein, wie sich aufgrund von Armut und Unterdrückung die kollektiv-betriebene Kolonien als alternative Methode zu zerstörerischen Marktmechanismen in der frühproletarischen Widerstandsbewegung bildeten. Solche sozialistischen Bestrebungen wurden durch den Lyoner Aufstand 1834 genährt und von der herrschenden Klasse als gefährlich eingestuft und unterdrückt. Die Kolonisation wurde aber auch schon früh kritisiert, da sie in Europa die kämpfenden Arbeiter abzog, aber auch weil das Unterfangen in einem so kleinen Kollektiv vermessen erschien.
Die Höppners folgen der Entwicklung der Kolonien, ihrer Probleme und ihrer Kritik von den ersten kommunitären Kolonien, die 1805, 1817, 1825 und 1839 in England und den USA gegründet wurden. Dabei geben sie auch zeitgenössische positive wie kritische Kommentare z.B. von Zeitungen sowie von Engels, Weitlind, Schapper und Moll wieder. Insbesondere gehen sie auf den populären französischen Kommunisten Cabet ein, der der Idee der Kolonie als Hauptweg der Reorganisation zuerst kritisch gegenüber steht, 1844 aber in Frankreich als Experiment eine eigene „Kleine brüderliche“ Kolonie plant, die eine speziell ausgewählte Elite an Teilnehmern enthält und gleichzeitig ein Propagandazentrum ist. Der Schweizer Dietzsch gründet Ende 1843 die Kolonie Neu-Helvetia in Missouri, 1844 organisiert der Deutsche Fautz eine große Auswanderung, und gründet in den USA die Siedlungskolonie Neu-Germanien. Die Kolonien erfahren viel Kritik, man prophezeit sehr richtig, dass sie scheitern oder ihre Ideale verraten müssen, um zu überleben. Ausführlich gehen die Höppners auf die Entwicklung von Cabet’s ikarischer Kolonie von 1847 in Texas ein, die aber ebenso wie ihre Vorgänger scheiterte. Die Autoren gehen auf die Probleme, die zum Scheitern führten, aber auch auf positive Effekte der Kolonien ein, wie soziale Sicherheit, Arbeit, medizinische und Altersversorgung und besonders die glückliche Entwicklungsbedingungen der Kinder.

In their article the Höppners discuss how owing to poverty and oppression collectively operated colonies developed as an alternative method to destructing market mechanisms in the early proletarian resistance. Such socialist movements were nurtured by the Lyon rebellion in 1834. They were perceived as dangerous by the ruling class and thus suppressed.  The colonisation was also criticized early since the fighting workers were withdrawn from Europa but also because the project in such a small collective seemed daring. 
The Höppners follow the development of the colonies, their problems and their critique from the first community colonies which were founded in England and the USA in 1805, 1817, 1825 and 1839. They also add contemporary positive and critical commentaries e.g. by newspapers and by Engels, Weitlind, Schapper and Moll. In particular they treat the popular French Communist Cabet who at first criticized the idea of a colony as a main option of reorganisation but who in 1844 founds his own „small brotherly“ colony as an experiment in France. This colony contains a specifically selected elite of participants and is at the same time a propaganda center. The Switzerman Dietzsch founds the colony Neu-Helvetia in Missouri at the end of 1843, in 1844 the German Fautz organizes a huge emigration and found the settler’s colony New Germany in the USA. The colonies experience much critique, one prophecizes correctly that they will fail or will have to betray their ideals to survive. The Höppners discuss the development of Cabet’s Icarian colony of 1847 in Texas comprehensively which failed like its predecessors. The authors address problems which led to its failure but also the positive effects of the colonies like social security, work, medical treatment and old age pension and particularly the happy childhood of the children.

G. Wehner’s Artikel beschreibt den Widerstandskampf deutscher Antifaschisten, von denen viele nach Frankreich emigrierten und sich dort seit November 1940 der französischen Widerstandsbewegung anschlossen. Der Widerstandskampf wurde mit Hilfe von illegalen Flugschriften, aber auch mit bewaffnetem Kampf geführt, in dem die deutschen Kämpfer schon Erfahrung hatten. Die Deutschen wurden v.a. zur Aufklärungsarbeit unter Angehörigen der Wehrmacht und in den Verwaltungen der Okkupanten eingesetzt. Am Beispiel teilnehmender Kämpfer wie Kurt Hälker und deren Erlebnisberichten gibt er einen Einblick in den Widerstandskampf in Frankreich. Als Paris am 25.8.1944 befreit war, wurde die Befreiung gemeinsam mit den deutschen Antifaschisten an ihrer Seite gefeiert. 

Wehner in his article describes the resistance of German anti-Fascists of whom many emigrated to France and there since November 1940 joined the French résistance. The means of resistance were illegal leaflets but also armed struggle in which the German fighters were experienced. The Germans were above all used for education campaigns among soldiers of the Wehrmacht and in the administrations of the occupants. At the example of participating fighters like Kurt Hälker and their narrations he allows an inside view into the résistance in France. When Paris was liberated on August 25,1944 the liberation was celebrated side by side with the German anti-Fascists.

M. Loeding diskutiert in seinem Beitrag die Arbeit des Zentralausschusses der SPD, der von Berlin aus die SPD in ganz Deutschland wieder aufbauen wollte. Die Sowjets waren daran interessiert, den Sitz des Zentralkomitees der SPD im ihrem Sektor zu etablieren und begründeten das damit, dass zu dem Zeitpunkt die SPD im Rest Deutschlands noch verboten sei. Sie drängten auf eine schnelle Entscheidung, da sie die Kontrolle über das von ihr etablierte Parteiensystem behalten wollte.
Grotewohl willigte ein, auch weil eine Ablehnung einen Affront dargestellt und die Zusammenarbeit mit den Alliierten um einiges erschwert hätte. Die Sozialdemokraten zögerten aber mit einem Umzug in den Ostsektor, da sie eine zu große Einflussnahme auf ihre Politik in dem sich herausbildenden Ostsektor befürchten, allerdings wurden sie im Westsektor auch nicht gerade zuvorkommend behandelt. Der ZA der SPD übte bei der Kontaktaufnahme mit Vertretern der westlichen Besatzungszonen Zurückhaltung, da die Aussichten in der östlichen Besatzungszone vielversprechender waren. Wehner bewertet Haltung und Ziele der einzelnen Flügel der SPD und ihre Klassifizierung durch die Amerikaner. Des weiteren geht er auf die Ziele Otto Grotewohl’s und insbesondere auf die Wichtigkeit des zügigen Abschlusses eines Friedensvertrags ein. Mit dem Potsdamer Abkommen wurden Spannungen und Kooperationsschwierigkeiten zwischen SPD und KPD offensichtlich. Die SPD war in einigen Punkten wie z.B. Gebietsabtretungen an Polen anderer Meinung und tat mit Demonstrationen kund, dass sie kein Anhängsel der KPD sein wollte. Weiterhin fügt Wehner an, dass die Politiker in Berlin erwarteten, dass die Zonengrenzen nur vorübergehenden Charakter hätten und sie an ein einheitliches Deutschland glaubten. Die SPD-Führung strebte eine einheitlich ausgerichtete sozialdemokratische Parteiführung in ganz Deutschland an.

Loeding in his article discusses the work of the Central Committee of the SPD, which from Berlin wanted to re-establish the SPD in whole Germany. The Soviets were very much interested that the seat of the Central Committee of the SPD was established in their sector and thus they argued that at that moment the SPD was still prohibited in the rest of Germany. They forced a quick decision since they wanted to retain control over the party system established by them.
Grotewohl agreed, among other reasons because a refusal would have meant an affront and would have made the cooperation with the allies more difficult. Nevertheless the social democrats wavered with the movement into the east sector because they feared an outsized influence on their politics in the developing eastern sector, but on the other hand they were not treated well in the western sector. The CC of the SPD hesitated in making contact with representatives of the western sector since the prospect in the eastern sector was more promising. Wehner evaluates the view and aims of the single wings of the SPD and their classification by the Americans. Furthermore he addresses the aims of Otto Grotewohl and in particular the importance of quickly reaching a freedom treaty. With the Potsdam treaty tension and cooperation difficulties between SPD and KPD became obvious. The SPD in some points like the cessions of territory to Poland were of a different opinion and with demonstrations made public that they did not want to be part of the KPD. Moreover Wehner adds that the politicians in Berlin expected the sector borders to be only temporary and believed in a united Germany. The SPD leadership aimed at a uniformly acting party in the whole of Germany.

R. Badstübner’s Beitrag ist eine Anklage, daß der Anspruch der Darstellung der doppelten Vergangenheit und damit einer vollständigen Darstellung der deutschen Vergangenheit von deutschen Historikern nicht erfüllt wird. Ostdeutsche Biographien und ostdeutsche Vergangenheit wird ausgeblendet, deutsche Geschichte aus einer westlichen Sichtweise dargestellt, von einer deutschen Gleichheit kann hier noch lange nicht gesprochen werden.
In Beispielen führt er die Mängel von deutschen Geschichtsschreibungen verschiedener Autoren an. Als Gründe nennt er die große Differenz der Geschichtsarbeit in Ex-DDR und Ex-BRD, Vorurteile und eine rein Westdeutsche Geschichtsrevision, in der der Ex-DDR jegliche Legitimität abgesprochen und der Westdeutsche Weg als der einzig richtige reklamiert wird. Er verlangt, auch DDR-Geschichte eigenständig, differenziert und vorurteilslos darzustellen, um so zu einer wahrheitsgetreuen, legitimen gesamtdeutschen Geschichtsschreibung wie auch Kulturanerkennung zu gelangen. Badstübner’s These lautet: BRD-Geschichte kann ohne DDR-Geschichte nicht hinreichend erklärt werden, aber DDR-Geschichte ohne BRD schon gar nicht. Als Beweis führt er Belege sowie Probleme und Fragestellungen, die er in seinem Buch “Vom ‘Reich’ zum doppelten Deutschland – Gesellschaft und Politik im Umbruch” ausführlich behandelt, an. Als Beispiele diskutiert er kritisch die Bodenreform, Umerziehung und Elitenwechsel in der SBZ, geht aber auf der anderen Seite auch auf Probleme der Ära Adenauer einschließlich Entnazifizierung und Reintegration ein. 

Badstübner’s article is an appeal to present the double past and thus allow a complete presentation of the German past which so far has not been fulfilled by German historians. East German biographies and East German past is negated, German history is almost solely presented from a West German point of view, German equality does not exist here. In examples he addresses the lacks of German historiography of different authors. As reasons he lists the big difference between historiography in the Ex-GDR and Ex-FRG, prejudices and a purely Western German history revision which denies all legitimacy to the Ex-GDR and which claims the Western German way as the only right way. He demands to present GDR history autonomously, differentiated and without prejudice in order to attain a true, legitimate history writing and culture recognition encompassing all of Germany. Badstübners thesis is that BRD history cannot be explained completely without GDR history and GDR history is impossible to explain without BRD history. To emphasize his claim he lists proofs as well as problems and questions which he treats extensively in his book “From ‘Reich’ to double Germany – Society and politics in transition”. As examples he critically discusses ground reform, re-education and elite change in the Soviet occupied zone but, on the other hand, he also addresses problems from the Era Adenauer including de-nazification and reintegration.

 

Biographien

B. Tilse arbeitet in ihrem Beitrag die Biografie von Rudolf Jacobs, auf, der als Kapitän-Leutnant aus der Deutschen Wehrmacht desertierte und mit den italienischen Partisanen versuchte, die Faschisten aus Sarzana bei La Spezia zu vertreiben. Während er in Italien anerkannt wurde und in memoriam eine silberne Tapferkeitsmedaillie erhielt, wurde er in Deutschland immer noch nicht anerkannt und seine Familie lange nicht informiert. Zur Rechtfertigung, wieso ein deutscher Soldat “Verrat” üben konnte, führt sie aus Erich Kuby’s Buch “Verrat auf deutsch” entnommene Ereignisse an, die Deutschland’s an Italien Verrat beschreiben. 

Tilse in her article introduces the biography of Rudolf Jacobs, who as a Captain Lieutenant  deserted from the German Wehrmacht and tried with Italian Partisans to drive the fascists out of Sarzana near La Spezia. While he was recognized for his fight in Italy and received a Silver Medal of Honor, he has not been recognized in Germany and his family was not informed. In order to justify how a German soldier could commit “treason” she lists incidents of treason committed by Germany against Italy taken from Erich Kuby’s book “Treason in German”.

Rezensionen

 

Heft 1, 46. Jahrgang (2004) - Inhaltsverzeichnis

 

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